Wochenende
Wenn man etwas für oder gegen sein Gewicht tun möchte, gibt es nichts Gefährlicheres, als das Wochenende. Das ist Verführung pur. Als der liebe Gott den Sonntag geschaffen hat, hat er in seiner Planung noch nicht an Übergewicht gedacht. Warum auch, im Paradies hatten alle Lebensmittel einen vernünftigen glykämischen Index. Was musste Eva auch diesen blöden Apfel essen? Es gab doch genug andere Dinge und ich muss es heute ausbaden. Aber zurück zu unserem Wochenende. Ich bin ein Genussmensch und ich gehöre zu den Menschen, die mit Nase, Augen und Mund genießen. Es ist einfach so, ich kann nichts dagegen tun. Gehe ich durch die Stadt und komme an einer Metzgerei vorbei, in der diese herrlich saftigen, gutaussehenden, herzhaft duftenden Leberkäse stehen, ist es um mich geschehen. Oder im Restaurant; ich habe den festen Vorsatz, diesmal auch wirklich und unabdingbar darauf zu achten, nichts, aber auch gar nichts zu bestellen, was meinem Körper Schaden zufügen könnte. Gut, eine Zwiebelsuppe als Vorspeise, schließlich is(s)t man ja im Restaurant. Aber danach gibt es wirklich nur die Salatplatte mit den Putenstreifen, versprochen. Der Vorsatz hält meist genauso lange, wie es dauert, bis der Nachbartisch sein Essen bekommt. Da stehen sie, die ganzen Köstlichkeiten, die die Küche aufbieten kann. Schöne große Filets und Saucen, bei denen einem das Wasser alleine vom Hinsehen im Mund zusammenläuft. Ist Ihnen eigentlich mal aufgefallen, dass immer ein Tisch in Ihrer Nähe genau dann das Essen bekommt, wenn Sie bereit sind, zu bestellen? Achten Sie mal darauf, ich glaube, das ist reine Absicht. Der Ober kommt also an unseren Tisch und stellt die folgenschwere Frage: 'Was möchten die Herrschaften speisen?' - 'Salat,' sage ich, 'und das, was Sie dem Herrn am Nachbartisch eben gebracht haben!'