Flashback II
Meine Leidenschaft sind also die Supermärkte. Ich weiß ja nicht, ob ich da falsch konditioniert bin, aber ich könnte Stunden in einem Supermarkt verbringen. Ich versuche mal, das daran zu erklären, wie eine Frau shoppen geht. Sagen wir eine Bluse. Also meine Frau geht dann in ein Geschäft ihrer Wahl und findet auch nach kurzer Zeit eine passende Bluse. Diese wird aber nicht gekauft, sondern erst einmal im geistigen Warenkorb abgelegt. Es könnte ja noch ein Geschäft kommen, in der es eine schönere Bluse oder diese billiger gibt. Ich kürze das Ganze hier einmal ab. Gefühlte sechs Stunden später wird ein geistiger Warenkorb mit zwanzig Blusen virtuell gesichtet- mit dem Ergebniss, dass die Bluse aus dem ersten Geschäft gekauft wird. OK, nun wollten wir uns aber nicht über die Einkaufsrituale meiner Frau unterhalten, sondern über meine Supermarktgewohnheiten. Leider muss ich zugeben, dass ein Einkauf im Supermarkt bei mir ähnlich abläuft, wie der Einkauf der Bluse bei meiner Frau. Meine Frau geht mit einem Einkaufszettel in den Supermarkt, rupft innerhalb von Minuten die Waren aus dem Regal, geht zur Kasse, zahlt und ist unter 30 Minuten fertig. Bei mir nicht. Ich lasse mich animieren. Ich gehe durch die Reihen und überlege, aus welchen Zutaten ich was kochen könnte, und das für eine ganze Woche. Vor meinem geistigen Auge entstehen Gerichte. Welchen Fisch nehme ich zu diesem Gemüse? Womit lässt sich die Sauce verfeinern? Was nehme ich überhaupt als Grundlage für die Sauce? So kommt es auch, dass ich keinen direkten Weg durch die Regale finde. Ich gehe kreuz und quer, vor und zurück und irgendwann überlege ich mir, dass ich eine winzige Zutat nur im Geschäft am anderen Ende der Stadt bekomme. Ihnen ist klar? Da fahre ich dann noch hin.

Nun ist aber auch klar, dass diese Art des Einkaufs nicht Ursache dafür sein kann, dass ich in fremden Städten, in denen ich geschäftlich verweile, Supermärkte aufsuche. In erster Linie geht es natürlich darum, die hoteleigene Minibar zu umgehen und außerdem nicht immer im Restaurant essen zu müssen. Eine Spur Selbsterhaltungstrieb ist also dabei. Nur das wäre ja innerhalb von Minuten erledigt? Ich tummle mich aber Stunden im Supermarkt. Schuld ist das Angebot. Eigentlich sind Supermärkte überall gleich. Die Globalisierung hat dafür gesorgt, dass Charming in 48 Ländern das gleiche Toilettenpapier ist. So ist es mit 80 Prozent der angebotenen Artikel, bei denen lediglich die Verpackung ein wenig unterschiedlich ist. Nein, die 20 Prozent der unterschiedlichen Waren hat es mir angetan. Gehen Sie in Südamerika mal an die Obsttheke. Sie finden Früchte, die haben Sie noch nie gesehen. In Amerika mache ich mir den Spaß und untersuche die Brote, die man von 30 cm auf 5 cm Länge zusammendrücken kann. Danach verbringe ich meine Zeit bei den Cookies und bestaune die Vielzahl. In Australien liegt in der Kühltheke das Kängurufleisch, wie bei uns das Putenschnitzel und in Pakistan überwiegt die Anzahl der Gummibärchen mit Chilli- geschmack die der süßen. Selbst bei den Chips gibt es außer Pringles immer noch vier bis zehn lokale Sorten und es ist spannend, ohne Sprachkenntnisse herauszufinden, um welche Geschmacksrichtungen es sich handelt. Kurzum, es ist ein abwechslungsreicher Zeitvertreib. Kaufen tue ich selten etwas, außer Getränken natürlich- und manchmal einer Tüte Chips.