Klaus & Claus
Die ersten Wochen im neuen Job waren dann eher ruhig. Ich musste mich einarbeiten und meine Kollegin drückte mir die 'Support- Hotline' auf's Auge. Klar, dachte ich, ist ja auch die beste Möglichkeit, schnell rein zu kommen. Allerdings wusste ich zu dem Zeitpunkt noch  nicht, dass ich in einer Firma der kleinen Wege bin, was bedeutet, dass die 'Hotline' in drei Wochen ganze zweimal geklingelt hat, weil entweder die Kunden eine Mail geschickt hatten oder, mit entsprechenden Durchwahlen versorgt, gleich ihren Ansprechpartner anwählten. Nichts desto trotz ging es voran und der Tag kam, an dem meine erste Reise bevorstand. Aber auch hier durfte ich eine Erfahrung machen, die so wiederkehrend war, wie Weihnachten oder Ostern. Reisen kündigen sich nicht an, sie sind einfach da. Rums, vor die Tür gesetzt und schnellstmöglich mit wenig Vorlauf. So geschehen mit meinem ersten Trip.

In unserer amerikanischen Zweigstelle hatte eine neue Mitarbeiterin angefangen, die es zu schulen galt, ein idealer Einstieg halt. Operation am lebenden Objekt sozusagen, aber eben nicht am Kunden. Wie so viele Dinge im Leben musste das dann aber auch sofort sein. Meine Kollegin kam also zu mir und fragte: 'Claus, wann könntest Du frühestens in die USA fliegen?' Sie können sich vorstellen, dass mein Adrenalinspiegel schlagartig in die Höhe stieg. 'Morgen', wollte ich schon sagen, aber mein Verstand riet mir, erst einmal mit einer Gegenfrage zu antworten. 'Wann hattest Du denn geplant?', frage ich. 'Wie wäre es mit Sonntag, Flüge habe ich schon gecheckt?' Gut, denke ich, hast Du fünf Tage Zeit zum vorbereiten. Vorsichtshalber rufe ich meine bessere Hälfte an und bereite sie darauf vor, was ich, so muss ich ehrlicherweise gestehen, später schnell abgelegt habe. Gesagt, getan, Ablauf wie folgt. Wir hatten Dienstag, es blieben ganze fünf Tage. Flüge waren reserviert, aber noch nicht bestätigt. Zum Buchen fehlte uns noch die Zusage aus den USA von der dortigen Geschäftsführerin Jill. Dazu hatte meine Kollegin eine Mail geschickt mit sinngemäßem Inhalt: 'Wir haben einen neuen Support- Mitarbeiter- Claus, der ab Montag die Schulung bei Euch machen wird.' Der Dienstag verging ohne Reaktion. Es kam der Mittwoch, keine Antwort aus den USA. Es kam der Donnerstag, immer noch keine Antwort aus den USA. Telefonisch war Jill ebenfalls nicht zu erreichen und ich wurde etwas nervös. Meine Kollegin blieb eher gelassen und buchte für Sonntag die Flüge- und schrieb eine weitere Mail: ' Claus kommt Sonntag an, sorge bitte dafür, dass ihn jemand abholt und ein Hotel gebucht ist.' Diese Mail muss Jill in den USA aufgeschreckt haben, denn am Samstag meldet sich mein Chef bei mir, der ebenfalls auf den Namen Klaus (mit K) hört, wann ich denn in die USA fliegen wollte. Als ich ihm antworte: 'Morgen.', meinte er nur: 'Sagen Sie den Flug ab und kommen Montag ins Büro. In den USA ist niemand, den Sie schulen können. Sie fliegen später.' Nun, was war geschehen? Montags im Büro stellte sich dann heraus, dass Jill die erste Mail mit meiner Vorstellung nicht bekommen hatte, verschwunden im Nirvana des WWW. Bekommen hatte sie die zweite Mail und sofort meinen Chef angerufen. Was das denn solle, er hätte doch erst Mittwoch kommen sollen und nicht schon Sonntag. Und überhaupt, Sie wäre ja vor Dienstag gar nicht im Büro. Tja, und so stellte sich dann heraus, dass mein Chef 'Klaus' ebenfalls in die USA reisen wollte, aber eben zwei Tage später als ich 'Claus'. Jill, nicht auf den elementaren Unterschied achtend, dass C-Laus kommt und nicht K-Laus und in Unkenntnis der Tatsache, dass es überhaupt einen C-Laus gibt, bezieht die Mail natürlich auf meinen Chef, der es sich wohl in den Kopf gesetzt hat, einfach mal alles umzuschmeißen. Kurz und gut, die Wogen waren schnell geglättet, der Flug umgebucht und zwei Tage später saß ich im Flieger nach Charlotte/ North Carolina- gemeinsam mit meinem Chef, K-Laus und C-Laus eben.